Hentschel [München-Trudering, Dezember 2008]

Gruss der Trudering-Riemer BA-Vorsitzenden Dr. Stephanie Hentschel zur Jahreswende 2008/2009

Liebe Besucherinnen  und Besucher unserer Homepage,

gerne habe ich die Einladung des Südostkuriers angenommen, Ihnen als neue BA-Vorsitzende einen Gruß zur Jahreswende zu widmen.

Das Jahr 2008 war ein Jahr der Landtags- und Kommunalwahlen und so haben Sie auch ein neues und sogar größeres Stadtteilgremium gewählt, dem ich nun vorsitzen darf. So wie ich dieses Gremium und seine Akteure heute kenne, bin ich optimistisch, dass wir uns auch die nächsten 6 Jahre weiterhin sachlich und nicht mit parteipolitischem Gezänk um Ihre Anliegen kümmern werden.

Für unseren Stadtteil war das Jahr 2008 nicht so sehr von großen Veränderungen oder Entscheidungen geprägt, nein diese liegen nun schon etwas länger zurück, dennoch ist die Veränderung in unserem Stadtteil allgegenwärtig. Trudering-Riem wächst rasant. Und so manch einer reibt sich die Augen, wenn er die Verdichtung auf dem Nachbargrundstück betrachtet. Wurde beispielsweise einem Eigentümer noch vor zwei Jahren die Dachaufstockung um 30 cm verwährt, weil diese angeblich nicht zur Nachbarschaft passe, so darf es bei der Bebauung eines weiteren Nachbargrundstückes durch Bauträger nun ein ,,bisschen mehr" sein. Die Entscheidungen der Lokalbaukommission sind hier für viele nicht immer nachzuvollziehen.

Die Stadt hat es schlicht versäumt, nach der Novellierung der Bay. Bauordnung die den Gemeinden zugedachte Verantwortung zur Gestaltung auch zu übernehmen und wenigstens vereinfachte Bebauungspläne zu erlassen, die Höhe und Lage der Bauten sowie ausreichende Abstandsflächen regeln sollten Es ist nun 5 vor 12! Warum dies den BA so beschäftigt? In der auftretenden Summe wirkt sich diese Form der unregulierten Verdichtung dramatisch aus. Die soziale und verkehrliche Infrastruktur kann diese Verdichtung, sollte sie im gleichen Umfang anhalten, nicht auffangen.

In vielen Wohnstraßen ist der Parkdruck schon so stark angestiegen, dass diese nicht selten auf beiden Seiten, oft auch unter Beanspruchung des Gehweges zugeparkt sind. Für Mütter mit Kinderwagen, Kinder auf Fahrrädern oder Senioren mit Gehhilfen sind diese Gehwege dann oftmals nicht mehr nutzbar. Der BA ist zunehmend mit Anträgen zu Parkverboten beschäftigt, einfach weil das ein oder andere Mal tolerierbare Grenzen überschritten werden.

Die zunehmende Verkehrsbelastung insbesondere der Nord-Süd-Achsen, trifft neben den Verkehrsteilnehmern insbesondere unsere Mitbürger, die an diesen wichtigen Verbindungsstraßen wohnen. Sie sind der wachsenden verkehrlichen Belastung in ihrem Umfeld überproportional ausgesetzt, dies sollte man bei allen Lösungsansätzen immer berücksichtigen.

Der BA kann hier in erster Linie weiterhin versuchen, den von der Stadt geplanten hemmungslosen Strukturzuwächsen, zum Beispiel westlich der Schwablhofstraße, entgegenzutreten. Momentan zeichnet sich diesbezüglich ein kleiner Lichtblick ab. So hat im städtebaulichen Wettbewerb zum 4. Bauabschnitt der Messestadt ein Vorschlag gewonnen, der mit dem Mindestmaß der geforderten Bebauung ausgekommen ist. Wir hoffen, dass die Geschoßflächenzahl hier nicht wieder vom Stadtrat großzügig erweitert wird, wie dies seinerzeit beim Bebauungsplan an der Bajuwarenstraße geschehen ist.

Selbst die Spielflächenversorgung für Kleinkinder wird schwieriger. Die letzte Kartierung hierzu stammt aus dem Jahr 2000. Zu diesem Zeitpunkt wurden die oftmals fehlenden öffentlichen Spielflächen noch durch große Gärten ausgeglichen. So hatten die meisten Quartiere immerhin noch eine 2/3 Versorgung, dass heißt 0,50-0,74 qm Spielfläche pro Einwohner. Spielplätze sind nur in den Neubaugebieten geschaffen worden, in den Bestandgebieten wird es immer dünner.

Weitaus gravierender dürfte der Mangel für Schulkinder und Jugendliche sein. Der gute städtische Wille, Jugendspielplätze wie Bolzplätze zu errichten, scheitert oft an den Lärmschutzbedingungen, die wiederum auch ihre Berechtigung haben. Dennoch werden sowohl zwischen Haffstraße und Feldbergstraße sowie in der Nähe der Graf-Lehndorff-Straße zwei Bolzplätze gebaut werden.

Erfreulich ist, dass bei den Neubaugebieten mit Bebauungsplan ökologische Ausgleichflächen, Grün- und Erholungsflächen geschaffen werden. So freuen wir uns über den Bajuwarenpark mit neuen Kinderspielplätzen, einem kleinen Rodelhügel und sogar über einen "Spielplatz" für Erwachsene - einen Bewegungspark. Es fällt der Stadt hier auch wesentlich leichter für die Errichtung von Kindergärten und Krippen zu sorgen, da diese von den planungsbegünstigten Grundeigentümern mitfinanziert werden. So hat sich in den letzten beiden Jahren die Situation etwas entspannt, gleichwohl der Bedarf weiter wächst.

Die schulische Situation wird sich in einigen Sprengeln noch etwas zuspitzen, was sich durch die großen Klassenstärken abzeichnet. Die Stadt reagiert mit der Erweiterung der Grundschulen Forellenstraße sowie Lehrer Götz-Weg und dem Neubau der GS Helsinkistraße. Auch wenn sich an einigen Schulen momentan die Situation etwas entspannt hat, so sollte darauf hingearbeitet werden, dass möglichst stadtweit keine Klasse mehr als 24 Schüler aufweist. Schließlich verdankt der PISA-Sieger Sachsen vor allem den kleinen Klassen seinen Vorsprung.

Trudering-Riem ist in der Summe ein familienfreundlicher Stadtteil und wir wollen, dass es so bleibt. An dieser Stelle möchte ich Ihnen die erfreuliche Mitteilung machen, dass unser Stadtteil für das Jahr 2007 nicht nur einen Wanderungsgewinn von 2097 Einwohnern sondern auch zum zweiten Mal in Folge einen Geburtenüberschuss von über 363 Kindern hat. Ein weiterer Grund sich für eine nachhaltige Entwicklung Truderings einzusetzen.

Im letzten Jahr hat der BA nochmals das Thema des Ortskerns in Straßtrudering aufgegriffen. Wir sind der Meinung, dass dieses an sich attraktive Geschäftszentrum nicht derart durch den Verkehr geprägt werden darf. Nachdem die Forderung, hier den Verkehr durch Tempo 30 zu entschleunigen, immer wieder abgelehnt wurde, soll das Planungsreferat nun einen Gestaltungswettbewerb ausloben und hierbei auch neue Konzepte, wie das des von allen Verkehrsteilnehmern "geteilten Raumes" (sharde space) auf seine Anwendbarkeit hin überprüfen.

Für das neue Jahr dürfte die Entwicklung im Bereich der S-Bahn interessant sein. Nur wenn auch die Außenverbindungen eine Stärkung erfahren, werden die Belastungen unserer Verbindungstrassen abnehmen.

Das vorliegende Konzept zur 2. Stammstrecke weist diesbezüglich erhebliche Mängel auf. Insbesondere, dass der für Trudering-Riem wichtige S-Bahn Halt Gronsdorf in den Hauptverkehrszeiten seine 10-Minuten-Takt Bedienung verliert und zukünftig im 15 Minuten-Takt bedient werden soll, ist für uns ein Rückschritt. Auch auf den drei östlichen S-Bahnaußenästen (Ismaning, Riem - Markt Schwaben, Perlach-Höhenkirchen) wird weiterhin, aus baulichen Gründen, der lang versprochene 10 Minuten-Takt nicht möglich sein.

Im Anhörungsverfahren hat der BA 15 hierzu eindeutig Position bezogen und den Stadtrat aufgefordert diese Aspekte zu würdigen und sich für aufgezeigte Verbesserungen einzusetzen.

Auch die Zukunft der Ortsumfahrung Kirchtrudering dürfte sich im neuen Jahr entscheiden, denn nach der Bebauung des 4. Bauabschnitts in der Messestadt wird die Stadtverwaltung Schwierigkeiten mit der Durchsetzbarkeit der Ortsumfahrung bekommen. Das heißt, die Stadtverwaltung bleibt aufgefordert, baldmöglichst Trassenplanungen vorzulegen, wenn sie das Projekt nicht stillschweigend beerdigen will.

Der BA 15 Trudering-Riem wird sich auch weiterhin für Ihre Anliegen einsetzten. Dazu gehört, dass wir eine angemessene Ausstattung an Sportflächen und die rechtzeitige Sicherung der Planungen für die Grundschule in Riem an der Leibengerstraße fordern.

Trudering-Riem wird weiter wachsen und ich hoffe, dass Alteingesessene und Neuangekommene ein Wirgefühl entwickeln. Den vielen ehrenamtlichen Akteuren die mit zum sozialen Zusammenhalt beitragen, die sich in den Kirchengemeinden, in den Sport-, Kultur- oder Siedlervereinen oder denjenigen die sich weit über ihre Bezahlung hinaus als Mittagsbetreuung oder Schulweghelfer oder anderweitig engagieren, möchte ich meinen besonderen Dank aussprechen. Sie leisten für ein funktionierendes Gemeinwesen unschätzbare Dienste.

Abschließend wünsche ich allen Leserinnen und Lesern, auch im Namen meiner Kolleginnen und Kollegen im Bezirksausschuss Trudering-Riem, Frohe Weihnachten und für das Jahr 2009 alles Gute, Glück, Erfolg und Gesundheit.

Ihre

Dr. Stephanie Hentschel

(Überarbeitete Version, erstmals veröffentlicht im SÜDOST-KURIER www.suedost-kurier.de)