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Klenzesteg: Wettbewerbsverfahren entschieden

Der so genannte Klenzesteg soll den westlichen mit dem östlichen
Deich des Isarufers verbinden und eine attraktive Wegebeziehung
zwischen den Stadtbezirken Au – Haidhausen und Ludwig-/Isarvorstadt
zur Innenstadt schaffen. Der neue Übergang bindet zudem die dicht bebauten
Wohngebiete im Glockenbachviertel besser an die neu gestalteten
Freiräume am Isarufer an. Am Freitag, 25. Oktober, wurde der Realisierungswettbewerb
für den Neubau der Fuß- und Radwegbrücke über die
Isar auf Höhe der Klenzestraße entschieden.


Entscheidung des Preisgerichtes
Das Preisgericht unter dem Vorsitz von Prof. Fritz Auer kam zu folgender
Entscheidung:


1. Preis:
Architektur: hoe architects, München
(Dipl. Arch. Jürgen Hermann)
Tragwerksplanung: schlaich bergermann und partner – sbp gmbh,
Stuttgart (Dipl.-Ing. Andreas Keil)
Landschaftsarchitektur: lohrer.hochrein landschaftsarchitekten, München
(Dipl.-Ing. (FH) Ursula Hochrain)


Blick nach Norden

 

Blick nach Süden

 

Blick nach Norden mit Lichtführung

 

Lichtführung auf der Brücke mit Sitzgelegenheiten


1. Preis:
Architektur: Christoph Mayr Architekten
, München (Dipl.-Ing. Christoph
Mayr)
Tragwerksplanung: Professor Dr. Ing. Oliver Engelhardt & structures,
München mit B&C Associati und IT Bergmeister
Landschaftsarchitektur: terrain: Architekten und Landschaftsarchitekten,
München (Landschaftsarchitekt Klaus Loenhart)

Blick nach Süden

 


Blick nach Norden


Anerkennung:
Architektur: Adam Architekten GbR, München (Dipl.-Ing. Peter Grad)
Tragwerksplanung: Grad Ingenieurplanungen, Ingolstadt (Dr. Ing. Thomas
Gollwitzer)
Landschaftsarchitektur: TALLAVANIA Landschaftsarchitekten, Oberschleißheim
(Dipl.-Ing. (FH) Arnold Tallavania)
- Anerkennung:
Architektur: Firmhofer + Günther Architekten, München (Dipl.-Ing. (FH)
Marcus Firmhofer, Dipl.-Ing. (FH) Fabian Günther)
Tragwerksplanung: Dipl.-Ing. Erhard Kargel, Linz, ABES Wagner &
Partner ZT-GmbH, Graz (Dipl.-Ing. Johann Wagner)
Landschaftsarchitektur: grünfabrik Landschaftsarchitekten, Altdorf
(Dipl.-Ing. (TU) Daniela Bücking)

Empfehlung des Preisgerichtes und Ausblick
Das Preisgericht kam bezüglich der beiden ersten Preisträger zu folgendem
Ergebnis: „Der Entwurf des 1. Preisträgers Jürgen Hermann, Andreas Keil und Ursula
Hochrain führt in einem eleganten Schwung von der Klenzestraße in die
Eduard-Schmid-Straße. In Flussmitte wird der Steg aufgeweitet, um Platz
zu bieten für eine attraktive Aufenthaltszone. Der Flussraum und das
Stadtbild werden durch die schlanke Konstruktion wenig tangiert. So ist
der Ansatz ein zeitgemäßer und angemessener Beitrag zur Lösung der
gestellten Aufgabe.

Landschaft/Ökologie:
Die Verfasser binden durch die naheliegende Linienführung das neue Bauwerk
mit stegartigem Charakter sensibel in die Landschaft und stimmig
in das bestehende Wegesystem ein. Die platzartige Aufweitung am westlichen
Brückenfuss schafft dazu einen angemessenen Auftakt. Damit besteht
die Chance, die neuen verkehrlichen Anforderungen für Fußgänger
und Radfahrer zu lösen. Der Eingriff in die Topografie auf der Ostseite ermöglicht
neue Wegebeziehungen, die das bestehende System sinnvoll ergänzen.
Dies wird zu Lasten einiger weniger Bäume gehen, was vertretbar
erscheint. Durch die Aufweitung der Stegtrasse ergibt sich sehr
selbstverständlich ein Raum für Aufenthalt und Sitzmöglichkeiten mit Blick
flussauf- und abwärts.

Konstruktion/Wirtschaftlichkeit:
Vierfeldrige Balkenbrücke in Stahlbauweise mit unregelmäßiger Stützweite
und trapezförmigem Kastenquerschnitt. Details wie die Geländerausbildung,
Schwingungsdämpfer, Querschnittsaufweitung und das Angebot
von Sitzmöglichkeiten scheinen gut durchdacht. Die Konstruktion aus
hochfestem Edelstahl ist bezüglich Lieferbarkeit und dem Aufwand für die
Herstellung zu hinterfragen. Einer Ausführung in weniger aufwändigem
Material stünde nichts entgegen. Die Positionierung einer zusätzlichen Einzelstütze,
die stark unterschiedliche Feldlängen zur Folge hat, ist zwar für
die Schlankheit der Konstruktion und die Einhaltung der Durchfahrtshöhen
mit geringen Wegeabsenkungen günstig, für das Erscheinungsbild jedoch
nicht förderlich. Die beiden Doppelstützen neigen im Hochwasserfall zur
Verklausung, ein Doppelpfeiler ist in der befestigten Uferböschung situiert;
beide Punkte wären, ebenso wie der Eingriff ins Freibord auf der westlichen
Uferseite, hydraulisch zu überprüfen. Grundsätzlich besteht beim
Entwurf hinsichtlich der gewählten Stützweiten und der Feldanzahl noch
Optimierungspotential.

Der Entwurf des 1. Preisträgers Christoph Mayr, Professor Dr. Oliver Englhardt
und Professor Dr. Claus Loenhart zeichnet sich dadurch aus, dass
sich der Steg in einem weiten Schwung frei über den Fluss spannt. Sein
Tragwerk und die Wegeführung bilden eine skulpturale Einheit. Für den Benutzer
wird ein ausgeprägtes Wechselspiel der Erlebbarkeit des Flussraumes
zwischen Kernstadt und südlichem Landschaftsraum angeboten. Dafür
werden die erforderlichen konstruktiven Höhen geschickt genutzt. Das
Gesamtkonzept ist eigenständig und von hoher Qualität ohne in Konkurrenz
zu den denkmalgeschützten Brücken (Wittelsbacher Brücke und Reichenbachbrücke)
zu treten. Das Erscheinungsbild ist nicht historisierend
sondern vielmehr eine überzeugende Verschmelzung von technischer Notwendigkeit
und skulpturaler Qualität. Allerdings ist die konstruktive Höhe
der Brücke im Erscheinungsbild stellenweise sehr präsent.
Landschaft/Ökologie:

Die freischwingende Brücke überspannt die Isar sehr einprägsam als
dynamisch ausgeformte Skulptur, die als eigenständiges Element in der
Landschaft wirkt. Die stützenfrei wahrgenommene Konstruktion lässt die
Dimension der Brücke leichter erscheinen als sie in der Untersicht oder
aus der Nähe wahrgenommen werden wird. Die Anknüpfungen an das
bestehende Wegenetz im Osten und Westen sind an der richtigen Stelle,
jedoch fehlt eine weitere Ausformulierung. Begrüsst wird die Treppenverbindung
zum uferbegleitenden Weg. Die unterschiedlich hohen Brüstungen
bieten vielfältige, in beide Richtungen orientierte Sitzmöglichkeiten mit
sehr hoher Aufenthaltsqualität, der Blick wird bewusst abschnittsweise
in die jeweilige Richtung gelenkt.
Konstruktion/Wirtschaftlichkeit:

Zweifeldige skulpturale Bogenbrücke, die im Normalfall überwiegend auf
Biegung trägt. Vollverschweißte Kastenquerschnitte mit stark veränderlichen
Querschnitten. Die Stützenfreiheit über dem Fluss (115 m) bedingt
eine relativ große Konstruktionshöhe und teilweise massive Blechstärken.
Aufgrund der komplexen Geometrie und der fehlenden Querschnittsangaben
kann die vorgelegte Lösung hinsichtlich Trag- und Gebrauchsfähigkeit
in diesem Stadium nicht verlässlich beurteilt werden. Die Treppe wäre bezüglich
ihrer Einbindung in die Hochwasserwiesen zu prüfen; dies gilt im
Hinblick auf hydraulisches Verhalten, Podeste und Geländersituation, ebenRathaus
so wäre das Geländer hinsichtlich Übersteigsicherheit zu überprüfen. Am
Westufer greift die Konstruktion auf etwa 14 Metern Länge in den Freibord
ein. Außer dem Holzbohlenbelag ist die Brücke im Unterhalt günstig einzustufen,
während sich die Herstellkosten jedoch im oberen Bereich bewegen
dürften.

Das Preisgericht empfiehlt der Ausloberin, dass die beiden Preisträger ihre
jeweiligen Konzepte auf die im Preisgericht gestellten Fragen hin nachvollziehbar
überprüfen und dataillierter belegen. Hierbei sollen die beiden
Preisträger aufgefordert werden, ihre Kosten plausibel zu belegen.
Baureferentin Rosemarie Hingerl: „Mit der Entscheidung für zwei erste
Preisträger bringt das Preisgericht zum Ausdruck, dass hier zwei Arbeiten
im Wettbewerb die Aufgabenstellung ,Klenzesteg’ zwar in sehr
unterschiedlicher Weise, aber in beiden Fällen mit sehr hoher Qualität gelöst
haben. Um dem Stadtrat und der vorgeschalteten Bürgerbeteiligung eine
belastbare Entscheidungsgrundlage liefern zu können, müssen die im
Preisgericht zu beiden Arbeiten aufgeworfenen Fragestellungen geklärt
werden. Dazu werden wir dem Stadtrat vorschlagen, uns entsprechend
der Empfehlung des Preisgerichtes mit den erforderlichen Überarbeitungen
zu beauftragen.“


Die Errichtung des Steges wurde erstmals am 13. Juli 2011 in einer gemeinsamen
Stadtratssitzung des Ausschusses für Stadtplanung und Bauordnung
und des Bauausschusses behandelt und der grundsätzliche Bedarf
bestätigt. Ebenso wurde in dieser Sitzung eine gemeinsame Einwohnerversammlung
der Bezirksausschüsse Ludwigsvorstadt – Isarvorstadt
und Au – Haidhausen angeregt, um die Nutzungsanforderungen an den
Steg zu diskutieren. Die Einwohnerversammlung fand am 28. September
2011 statt. Dabei wurde deutlich, dass die Bürgerinnen und Bürger beider
Stadtbezirke mehrheitlich den Steg befürworten. Die Ergebnisse der Einwohnerversammlung
sind in den Auslobungstext eingeflossen. In einer
zweiten gemeinsamen Sitzung des Ausschusses für Stadtplanung und
Bauordnung und des Bauausschusses am 7. November 2012 wurde der
Auslobungstext genehmigt und das Baureferat beauftragt, einen einstufigen,
nicht offenen Realisierungswettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren
zum Neubau der Fuß- und Radwegbrücke auszuloben.
Daraufhin hat das Baureferat das Wettbewerbsverfahren vorbereitet.
Die Aufforderung zur Bewerbung an der Teilnahme des Wettbewerbes erfolgte
EU-weit am 15. März. Von den eingegangenen 81 Bewerbungen
wurden zehn Teilnehmer-Teams ausgewählt und zusammen mit fünf bereits
zuvor gesetzten Teilnehmer-Teams zum Wettbewerb geladen. Von den
15 geladenen Teams aus Architekten, Bauingenieuren und Landschaftsarchitekten
reichten 14 Teams Planungsunterlagen ein.

Vor dem Wettbewerb

 
 

 

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