Geschichte von Allach und Untermenzing

 

 

 

 

 

 

Der 23. Stadtbezirk, im Münchner Nordwesten, ist aus den beiden Dörfern Allach und Untermenzing hervorgegangen. Er erstreckt sich beiderseits der Würm und zwar von der Stadtbezirksgrenze zu Obermenzing im Süden flussabwärts bis zur Stadtgrenze im Nordwesten.

Die beiden Dörfer Allach und Untermenzing dürften auf die Zeit der bajuwarischen Landnahme, also auf das 6. und 7. Jahrhundert, zurückgehen. Urkundlich erwähnt werden beide erst 774 bzw. 817, also zur Zeit von Herzog Tassilo (746-788) und Ludwig dem Frommen (814-840), Sohn Karls des Großen. Ab diesem Zeitpunkt lassen sich sowohl für Allach als auch für Untermenzing Besitzrechte der Freisinger Bischöfe sowie des Klosters Wessobrunn bis ins hohe Mittelalter nachweisen.

Während Untermenzing bis 1827 stets der Hofmark Menzing angehörte, war Allach mit Ausnahme der Jahre von 1678 bis 1702 ein landgerichtlicher Ort; bis 1803 war es dem Landgericht Dachau und anschließend dem neu gegründeten Landgericht München zugehörig.

Über die Zahl der in Allach befindlichen Anwesen gibt erstmals das aus steuerlichen Gründen um 1445 angelegte Herdstättenbuch des Landgerichts Dachau Auskunft. Von diesem bis zum Dreißigjährigen Krieg von 22 auf 42 angewachsenen Herdstätten bzw. Anwesen wurden im Verlauf dieses Krieges etliche ausgeraubt oder niedergebrannt. Im Jahr 1678 wurde Allach samt dem jüngeren Allacher Ortsteil St. Johann der Hofmark Menzing einverleibt. Im Jahr 1702 , zwei Jahre nach dem Tod des Hofmarkherrn Anton von Berchem, fiel die Hofmark wieder an den Kurfürsten zurück; Allach wurde aus ihrem Verband ausgegliedert und war damit erneut ein landgerichtlicher Ort. Als 1812 das erste auf der Landvermessung des Jahres 1809 beruhende Steuerkataster angelegt wurde, war die Zahl der Allacher Anwesen auf 61 gestiegen. Bis Ende des 19. Jahrhunderts waren nur noch wenige Anwesen hinzugekommen. Ab diesem Zeitpunkt begann sich das Dorf Allach dank der Eröffnung des Personennahverkehrs auf der Ingolstädter Bahnlinie im Jahr 1892 mehr und mehr zum Wohnort und Industriestandort zu entwickeln.

Laut Statistik hatte Allach 1880 mit 457 Einwohner, nur 58 Einwohner mehr als 40 Jahre zuvor. Zwanzig Jahre später, im Jahr 1900 hatte sich die Einwohnerzahl gegenüber 1840 mit 863 mehr als verdoppelt. Im Jahr 1925 waren es bereits 2142 und bis zur Eingemeindung im Jahr 1938 belief sich die Einwohnerzahl auf rund 4600.

Bei Untermenzing muß es nach dem ersten sicheren Hinweis auf einen Ort Menzing aus dem Jahr 817 noch rund fünf Jahrhunderte offen bleiben, ob es sich um Ober- oder Untermenzing handelt.

Erst in der Konradinischen Matrikel von 1315 ist erstmals die Rede von "duo menzing", also von zwei Ansiedlungen mit dem Namen Menzing. Im wesentlichen dürften die bis dahin aufgrund von Besitzübergaben erfolgten Ortsnennungen Obermenzing betroffen haben, da nach dem Urbar von 1397 das Kloster Wessobrunn mit zwei Gütern nur mäßigen Besitz in Untermenzing, dagegen mit elf Gütern bedeutenden in Obermenzing hatte. Auch über die in Untermenzing befindliche Anzahl von Anwesen gibt das Herdstättenbuch erstmals Auskunft. Mit 19 zählte das Dorf damals drei weniger als Allach. Einige Jahrzehnte später wurde des der herzoglichen Hofmark Menzing einverleibt, die 1442 erstmals Erwähnung findet.

Ebenso wie Allach, so litt auch Untermenzing stark unter dem rund 100 Jahre später ausgebrochenen Dreißigjährigen Krieg. Beim Schwedeneinfall im Mai 1632 brannten die Schweden 16 Häuser und damit das halbe Dorf nieder. Als Baron Anton von Berchem im Jahr 1676 die Hofmark Menzing übernahm, waren bereits wieder 31 Anwesen bewohnt, so viele wie vor dem Dreißigjährigen Krieg. Bis zu der aus steuerlichen Gründen 1809 durchgeführten ersten Landvermessung hatte sich die Zahl der Anwesen auf 35, also nur um vier erhöht.

Wie in Allach, nahm auch in Untermenzing die Bevölkerung seit dem Ende des 19. Jahrhunderts rasch zu. Waren es 1855 erst 266 Einwohner, so stieg ihre Zahl bis zur Jahrhundertwende auf 384 an. Im Jahr 1925 zählte man bereits 1662 und im Jahr der Eingemeindung gar 4800 Einwohner.

Am 1. Dezember 1938 endete mit der Eingemeindung der beiden an der Würm gelegenen Straßendörfer Allach und Untermenzing die weit über tausendjährige eigenständige Geschichte dieser Dörfer. Mit dieser Eingemeindung war die Stadt München um 957,59 Hektar Boden und ein beträchtliches Steuereinkommen reicher. Seitdem sind ihre ehemaligen Gemeindegebiete zum Stadtbezirk Allach-Untermenzing vereinigt. Bis zur Neugliederung der Münchner Stadtbezirke im Jahr 1992 wurde er als 38. und seitdem wird er als 23. Stadtbezirk geführt.

In den Siedlungskernen der beiden mittlerweile zusammengewachsenen Bezirksteile findet sich in Untermenzing, im Gegensatz zu Allach, nur noch ein Restbestand der dörflichen Substanz. Anstehende größere Bauvorhaben im ehemaligen Untermenzinger Dorfbereich werden hier zu einer weiteren Urbanisierung führen.